Was, wenn - Disziplin das neue Meditieren ist?

 

Schon beim Wort „Disziplin“ bekommen heutzutage viele Menschen Juckreiz oder es schnürt ihnen den Hals zu. Heute muss niemand mehr diszipliniert sein, selbst in der Bundeswehr gibt es Spielräume. Schüler müssen sich für ein Diktat keine Rechtschreibregeln mehr merken und später schon gar nicht 19 Strophen eines Gedichtes auswendig lernen. Denn zu unserem Glück hat die Hirnforschung erkannt, dass Hans sehr wohl noch sein Hirn plastizieren kann, mit allem, was er als Hänschen nicht zu lernen brauchte. 

 

Tatsächlich funktioniert jedoch dieses Plastizieren vorallem dann besonders nachhaltig, wenn die entsprechende Information oder Handlung möglichst oft wiederholt wird. Von 0 auf 100 prozentige Meisterschaft in 10.000 Stunden?! Ja, genau: noch nie ist ein Meister einfach fertig vom Himmel gefallen. 

 

Was aber, wenn es um die Meisterung deines Lebens ginge? Was, wenn uns so viel erlassen wurde (vereinfachte Schreibschrift, vereinfachte Regeln außer im Steuerrecht und in der Pandemie, standardisierte Serviceleistungen etc.) , dass wir vergessen haben, das Wichtigste überhaupt zu lernen – nämlich zu leben bzw. lebendig zu sein?

 

Meditieren hat schon vor Jahrzehnten Einzug gehalten und wir durften lernen unseren Geist zu leeren. Meditieren wurde sogar so normal, dass es schon vor zwanzig Jahren in die Fortbildungen für Führungskräfte Einzug hielt. Natürlich nicht in abgeranzten Hinterhof Yogaschulen sondern in schicken Klöstern, weil das erste kommerzielle Unternehmen der Welt auch heute noch zeitnah seine zusätzlichen Möglichkeiten für Einnahmen erkennt. Aber das ist ein anderes Thema.

 

Und was haben wir nicht alle meditiert. Im Sitzen, im Liegen, im Gehen, verknotet im Lotussitz, unter Bäumen und auf SUPS. Hach, was sind wir alle entspannt. Oder auch nicht. Denn wie passt dies zu der Zunahme von psychischen Erkrankungen als Grund für Krankschreibungen? Warum lebt die westliche Weltgesellschaft, trotz jederzeit kurzfristig verfügbaren Informationsmedien, nicht in Wohlstand, Gesundheit, Glück und happily ever after?

 

Weil Glück, Gesundheit und Vermögen in Wahrheit nicht so erarbeitet werden, wie die meisten es vermuten und selbst glückliche „Zu-fälle“ Disziplin erfordern.

 

So, jetzt ist es raus: Glück ist unter Umständen harte Arbeit. Oder warum haben so viele erfolgreiche Künstler und Unternehmer mehrere Jahre mit jeweils 365 Nächten gebraucht um „über Nacht“ berühmt zu werden?

 

Ja, es braucht Disziplin. Wobei Disziplin eigentlich richtig übersetzt, die Bereitschaft zum Lernen bedeutet und dieser Bereitschaftdienst geht eben 24/7. Und du bekommst dafür erstmal keine Schichtzulagen und überhaupt weißt du nicht, wann sich der kontinuierliche Einsatz deiner Disziplin auf deinem Konto zeigt. Egal, ob du eher mit dem Bankkonto oder dem für Lebensglück liebäugelst. Also lassen es viele gleich ganz. 

 

Wie wäre es, es gleich ganz richtig zu machen? Was, wenn du jederzeit total entspannt und glücklich sein könntest, bei egal welchem Kontostand, Job- oder Beziehungsstatus? Was, wenn dieser verdammte Hippie-Spruch wahr ist:

 

There is no way to happiness is he way ...

 

Glücklich SEIN ist der WEG. Heißt, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute bewusst deine geistige Haltung zu wählen, nichts mehr zu bewerten, für alles dankbar zu sein und dich für die Überraschungen des Universums zu öffnen. Noch schwieriger: dich für Leichtigkeit, Freude und Fülle öffnen. Will ja keiner. Bzw. alle denken, sie wollen es, aber wenn es dann vor der Tür steht, wird es bewertet: nä! Was? So sieht das aus? Graue Pfote oder schwarzer Umhang um blutleeres Gesicht? Nä, das habe ich mir aber anders vorgestellt. Und zack, wird wieder abbestellt, was in Wein schwangeren Nächten in die Kissen geweint wurde. Ich will doch nur glücklich sein? Warum ist das so schwer? 

 

Es ist nicht schwer. Es ist sogar ziemlich einfach. Es erfordert eben nur ein bisschen Disziplin, also Bereitschaft von dir, dich jeden Tag mehrmals glücklich zu machen und in der Zeit dazwischen nichts Negatives zu erwarten. Das mit den Befürchtungen ... die Disziplin, die du da hast, dich ständig zu sorgen, die kannst du nun nutzen. Das zeigt dir, dass du alles hast, was es braucht. Jetzt musst du es nur noch für statt gegen dich und für dein Glück anwenden. 

Und jetzt. Jetzt. Jetzt auch. Und jetzt noch mal. Und schon wieder. Na?! Wie geht es dir gerade?!

 

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Bernd (Dienstag, 21 Juni 2022 22:43)

    Oh, Frau Sonnenschein. Nach meiner Meinung gibt es da ein kleines Problem: Disziplin wird von vielen Menschen unterschiedlich interpretiert. Die Einen verwechseln Disziplin mit Gehorsam , die Anderen mit Strenge oder Selbstbeherrschung. Du hast aber eine andere Interpretation für Disziplin, welche genau?

  • #2

    Sonja Sophie Sonnenschein (Mittwoch, 22 Juni 2022 07:54)

    Danke, Bernd, für diese Frage. Was, wenn die Frage nach der Definition von Disziplin nur eine Ablenkung ist? Was, wenn es im Kern darum geht, dass ein glückliches Leben nicht gemacht und nicht herbeimeditiert werden kann, sondern täglich, stündlich gelebt werden will? Was eben durch die vielen Möglichkeiten von Ablenkung erfordert, dass ein Mensch nicht nur einfach auf sein Ziel fokussiert bleibt, sondern dies ganz praktisch bewusst wählt zu sein. Für diesen Vorgang, des bewussten, immer wieder konzentrierten Zustandes, wähle einen Begriff deiner Wahl: Fokussierung, Konzentration, Selbstbeherrschung, Gehorsam den eigenen Zielen gegenüber, strenge Bindung an deinen roten Lebensfaden oder eben Disziplin.
    Uii, beim Schreiben dieser Antwort sind mir gleich noch drei "Was, wenns" eingefallen. Vielen Dank und ein glückliches Sein.