Unlearn? Vergiss es!

Warum wir nichts verlernen können.

 

Manchmal wünschen wir uns, etwas verlernen zu können. Wie bspw. schlechte Angewohnheiten und unschöne Erinnerungen. Wie toll wäre es, wenn wir einfach anhand einer Entscheidung nicht mehr nach Akohol/Tabak/unpassenden Partnern/einem neuen Paar Schuhe suchteten. Doch alle Bemühungen die unschönen Verhaltensweisen zu verlernen oder auch dass die Gesellschaft sie unlearnt, müssen zwangsläufig scheitern. 

 

Um das zu verstehen, lohnt es sich zu schauen, wie überhaupt Lernen funktioniert. 

Wenn wir unser Gehirn mit Reizen durch Informationen oder Erlebnisse füttern, verarbeitet das Gehirn diese indem es eine Verbindung zwischen Neuronen baut. Eine materielle Datenbahn neuronaler Strukturen. Je öfter wir den gleichen Reiz wiederholen (aber bitte nicht stumpfsinnig sondern gerne in Variationen, wie Social Media Post, Video, Literatur) indem wir uns dem jeweiligen Thema widmen, desto zahlreicher und kräftiger werden diese Strukturen. Besondern intensiv baut unser Gehirn, wenn eine Information oder Erfahrung mit Emotionen verbunden ist. Am stärksten bei der Emotion Angst, denn so sichert unser Gehirn uns das Überleben. 

 

Das bedeutet, dass jedes Mal, wenn wir uns mit einem Thema beschäftigen, stärken wir die Verankerung dieses Themas in unserem Gehirn und in unserem gesamten System (wenn du schon beim Lesen eines Textes Herzrasen bekommst oder dir der Schweiß ausbricht ...). Vielleicht hast du schonmal den Satz gehört „Energy grows, where attention goes“ – das, dem wir unsere Zeit, Aufmerksamkeit, Energie schenken, verankern wir mit jedem einzelnen Mal, wo wir darüber sprechen, lesen, schreiben in unserem Gehirn und durchaus auch in den Gehirnen unsere Mitmenschen, die uns zuhören und unsere Texte lesen. Das ist die Kraft und Magie der Worte ... soweit fließt die Energie, wenn sie der Aufmerksamkeit folgt ...

 

Aber wie werde ich nun ein Thema und diese fiesen Neuronalen Verbindungen wieder los?

Indem du sie NIE wieder benutzt. Indem du nie wieder an das Thema denkst oder darüber liest. Du kannst keinen Film darüber schauen, ohne die alten Verbindungen wieder zu reaktivieren. Klingt einfach, oder? Du musst ja gar nichts tun, sondern nur lassen. Tja, dann denk jetzt mal nicht an den lila farbenen Elefanten.

 

Und? Klappt super, gell?!

 

Was dann? Etwas, was uns wirklich einfach fällt: wir lenken uns ab. Wir brauchen quasi eine Übersprungshandlung. Nee, nicht Gummibärchen naschen oder eine Salzstange knabbern. Größer.

 

Du wendest von dem Thema komplett ab und unterbindest alles, was damit zu tun hat, indem du wirklich die Quellen dieses Themas meidest und dich gleichzeitig einem wundervollen Thema zuwendest, dass dir so viel Freude bereitet, dass du jede Angst vergisst. Etwas, dass dich strahlen lässt, dir die Röte ins Gesicht treibt, wo du dich mit Haut und Haaren hineinversenken und völlig die Zeit vergessen kannst. 

 

In Zeiten von kollektivem ADHS gar nicht so einfach. Aber es lohnt sich, dass du dir gut überlegst, wie du es wirklich wirklich gerne hättest. Wie willst du wirklich leben, dich fühlen, aussehen, mit welchen Menschen umgeben und mit welchen Theman beschäftigen? Finde ein neues Hobby, eine neue Branche, einen passenderen Arbeitgeber und erschaffe dir deine Welt, wie sie dir gefällt. 

Ignorant? Mmmh, in Anbetracht der Tatsache, dass wir im Grunde das Leiden von Menschen vergrößern indem wir mit unserer Aufmerksamkeit ständig in ihrer Wunde bohren und ihnen somit die Chance verbauen, den Schmerz zu „verlernen“ ... naja, wie soll etwas anders werden, wenn wir es ständig so machen, wie immer?! Wohin hat uns das bisher geführt?

 

Wie wäre es also, statt zu verlernen/unlearn, Neues in die Welt zu bringen, indem du etwas Neues machst, neue Menschen triffst, deine Komfortzone verlässt, Neues lernst und auf eine völlig neue Art und Weise Spaß zu haben, denn mehr Spaß hilft nicht nur beim Lernen, sondern - Energie folgt der Aufmerksamkeit – bringt neuen Spaß hervor bis sich ein Flow ergibt aus neuen Erfahrungen, die dich wiederum in neue Situationen bringen und die wiederum ... Ich sehe, wir verstehen uns. Und zack, wieder etwas Neues gelernt ^.-

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